Mittwoch, 17. Oktober 2012

Die Erde ist eine Scheibe…

Hast Du Dich jemals gefragt, ob in unserem Land, in unserer Zeit, also für Dich persönlich eine andere Gesellschaft möglich wäre als die, die Du kennst? Hast Du jemals darüber nachgedacht, ob es überhaupt andere grundlegende Gesellschaftsformen gibt als diejenige, in die wir so selbstverständlich hineingeboren wurden?

Wir leben in einem Patriarchat. Wusstest Du das?
Ein Patriarchat ist ein System, in dem die Männer regieren. Und zwar auf allen Ebenen. Seit einigen tausend Jahren ist es die vorherrschende Gesellschaftsform (nach unterschiedlichen Angaben zwischen 4000 und 8000 Jahren).
Frauen werden in diesem System von den Männern unterdrückt und missbraucht. Um in einem Patriarchat zu überleben, hat eine Frau nur eine einzige Möglichkeit: sie muss ihre (weibliche) Größe verstecken und ein besserer Mann sein.
In einem Patriarchat müssen Männer nicht erwachsen werden und verantwortlich sein. Da das ganze System darauf ausgerichtet ist, dass Männer die Macht haben, können sie mit Hilfe von Prinzipien wie Unterdrückung, Gewalt und Manipulation überleben. Sie werden vom System getragen und stärken im Gegenzug durch ihr Verhalten wiederum das System.

Feministinnen haben diese Tatsache erkannt und sich für ihre Propaganda zu nutzen gemacht. In dem sie die Männer anklagen, verachten, anfeinden und oftmals eine von Frauen kontrollierte Gesellschaftsform, das sog. Matriarchat, fordern. Meiner Meinung nach, führt dieser Weg ebenso zu Kampf, Gewalt und Unterdrückung wie das Patriarchat.

Vielmehr geht es darum, zu erkennen, dass Männer und Frauen im Patriarchat gleichermaßen leiden!

Das Patriarchat ist nicht Ausdruck von erwachsener, authentischer Männlichkeit, sondern von unreifem, kindlichem Machtgehabe. Nicht der Mann an sich ist ausbeuterisch, gewalttätig und machtbesessen, sondern das patriarchalische System fördert und fordert solche Verhaltensweisen. Der Nährboden, auf dem dieses System wächst, ist Angst. Unreife Männer haben Angst vor starken Frauen, aber auch vor erwachsenen Männern. Deshalb tun sie nicht nur alles, um Frauen klein zu halten, sie setzen auch alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel dazu ein, dass ihnen untergebene Männer nicht in ihre volle Kraft, Kreativität und Reife kommen. Denn was macht einem kleinen Jungen mehr Angst, als ein starker, selbstbewusster und authentischer Mann?

Hast Du als Mann es schon einmal erlebt, dass Dein Chef versucht hat Dich auszubremsen, als Du ihm gefährlich wurdest, als Dein Wissen und Deine Erfahrung größer zu werden drohten als seine? Dass er Deine genialen Ideen als seine eigenen verkauft hat? Hast Du erlebt, dass Dein Vater Dir Dinge ausreden wollte, mit denen er sich selbst nicht auskannte, die ihm unheimlich erschienen, die über seinen gewohnten Horizont hinausgehen? Hast Du Konkurrenz unter Männern erlebt, die Dir Deinen Erfolg nicht gegönnt haben, Deine Leistung nicht anerkennen wollten?
Wie oft hast Du in Deinem Leben einen Mann gefunden, eine Art Mentor, der Dich darin unterstützt hat, Dein volles Potential zu entfalten, Deine ganze Kreativität auszuleben, Deine männlichen Qualitäten selbstbewusst und konstruktiv zu nutzen?
All das wird im Patriarchat gewaltsam unterbunden. Stattdessen lernen wir von klein auf, ein Mann müsse hart sein, Leistung bringen und sich durchsetzen. Er müsse fleißig sein, viel arbeiten und es zu etwas bringen. Am besten bis an die Spitze eines patriarchalischen Systems (z.B. als Chef eines Unternehmens oder wenigstens einer Abteilung oder als Politiker), um dann überlegen zu sein und sich sicher zu fühlen. Patriarchalische Strukturen sind untrennbar mit Macht und Herrschaft verbunden.
Doch wie viele Männer leiden unter diesem ständigen Druck, unter dem Zwang all die Erwartungen zu erfüllen, unter der ständigen Konkurrenz mit anderen Männern? Wie viele Männer wünschen sich, auch mal „schwach“ sein zu dürfen, fühlen sich hinter ihrer starken Maske einsam und isoliert? Wie viele Männer schweigen über ihre Bedürfnisse und Ängste und richten Aggression und Kritik gegen sich selbst?
Weißt Du als Mann, was die archetypischen Charaktere des Königs, des Kriegers, des Magiers und des Liebenden auszeichnet? Und vor allem, dass Du all diese Qualitäten in Dir trägst? Vermutlich hast Du nie davon gehört.
All das ist das Ergebnis des Patriarchats. Wir alle sind darin geboren, aufgewachsen und zutiefst darin verstrickt.

Für uns Frauen bedeutet es, nicht mehr und nicht weniger als die Unterdrückung unserer Weiblichkeit und damit unseres ganzen Seins.
Von klein auf sind Männer Autoritätspersonen für uns. Von Kindesbeinen an lernen wir, zu gehorchen, zu funktionieren, uns an die Regeln zu halten (die Regeln des Patriarchats natürlich). Wir werden von Männern begafft und begrabscht. Wir hören uns frauenfeindliche und obszöne Witze an und lassen uns auf unsere körperlichen Reize reduzieren. Wir versuchen zu gefallen und es zu etwas zu bringen, in dem wir sexy und attraktiv sind. Wir passen uns an und versuchen erfolgreich zu sein, in dem wir genauso zielstrebig, rational, hart arbeitend und stark sind wie die Männer – oder sogar noch mehr.
Was es heißt, authentisch Frau zu sein, hat uns niemand gesagt. Hattest Du als Mädchen ein weibliches Rollenmodel, von dem Du gelernt hast, was unsere weiblichen Qualitäten sind und wie wir sie nutzen können? Wurdest Du eingeweiht in das uralte Wissen der Frauen? Wurdest Du im Kreis der Frauen willkommen geheißen, als Du zum ersten Mal geblutet hast? Hast Du gefeiert, dadurch zur Frau geworden zu sein? Hat Dir jemand gesagt, was es bedeutet, Frau zu sein, welche Aufgaben und Verantwortungen damit verbunden sind, wie man Kinder erzieht?
Und hast Du jemals gelernt, wie Du (D)einen Mann zum König machst? Wie Beziehung funktioniert? Wie Du Deinen Mann ehren und Dich ihm öffnen kannst, damit die Göttin in Dir zum Vorschein kommt?

Durch all die Verletzungen, die Frauen seit Jahrhunderten von Männern zugefügt bekommen haben, tragen die meisten von uns einen enormen, versteckten und unbewussten Hass auf Männer mit sich herum. Wir warten nur darauf, dass Mann einen Fehler macht, um uns rächen zu können. Wie oft hast Du Deine Mutter liebevoll und wertschätzend von Deinem Vater reden hören? Die Verachtung der Männer für das was sie uns angetan haben, sitzt so tief und wird seit Generationen von Frau zu Frau weitergegeben, dass wir Meisterinnen darin sind, unsere Männer zu Schweinen zu machen.
Das wiederum geht nicht spurlos an den Männern vorüber. Die Waffen der Frauen sind subtiler, hinterhältiger, verborgener. Und sie haben viele Wunden bei den Männernhinterlassen.

Wie lange soll das noch so weitergehen? Ist es nicht an der Zeit, aus diesem System auszubrechen und erwachsen zu werden? In unsere volle Kraft zu kommen, unser uraltes Wissen wieder auszugraben, unser volles Potential zu entwickeln? Ist es nicht endlich an der Zeit, authentisch Mann und Frau zu sein, mit den jeweils unterschiedlichen Qualitäten, Fähigkeiten und Wünschen? In Beziehung zu sein, ohne abhängig zu sein, zu manipulieren, den anderen klein zu halten?
Wie schön ist es, wenn wir mit unseren Worten und Taten dazu beitragen, dass unser Partner, unsere Freunde und Kollegen aus ihrem Kokon raus schlüpfen, Visionen Wirklichkeit werden lassen und über ihre inneren Grenzen hinaus wachsen?
Wie schön ist es, wenn unser Umfeld uns darin unterstützt, unsere Träume zu leben, unsere Kreativität sprühen zu lassen und die Welt mit unseren einzigartigen Schöpfungen zu bereichern?
Wenn jeder genau das tun und sein kann, wozu er/sie entworfen wurde und dafür Wertschätzung und Anerkennung bekommt? Wenn jeder seine eigene Autorität ist.
Das alles ist möglich – und noch viel mehr. Genau jetzt. Dazu müssen wir das Patriarchat verlassen.

Du denkst, das geht nicht? Du kannst dir nicht vorstellen, dass ein anderes Miteinander, eine andere Gesellschaftsform möglich wäre?
Es gab eine Zeit, da konnten die Menschen sich nicht vorstellen, dass die Erde etwas anderes ist als eine Scheibe…

Lasst uns die Grenzen in unseren Köpfen sprengen und etwas völlig anderes Wirklichkeit werden lassen!
Carolin

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