Sonntag, 26. Januar 2014

Warum wir tun, was wir tun.

Den ganzen Tag über, die ganze Woche, das ganze Jahr lang laufen wir all den Dingen hinterher, die wir noch tun „müssen“. Die Liste von Dingen, die wir lernen, üben, praktizieren müssen, um fitter, besser, geschickter, allwissender, routinierter, spezialisierter, gesünder, beweglicher, akzeptierter, anerkannter usw. zu sein, ist lang. Und eigentlich ist uns schon klar, dass wir nie damit fertig werden, dass wir es nie schaffen, alles abzuarbeiten. Aber wir müssen es doch wenigstens versuchen… 

Und regelmäßig sind wir frustriert, weil wir zu wenig geschafft haben, uns wieder nicht die Zeit für dieses oder jenes genommen haben und eigentlich haben wir auch ständig ein schlechtes Gewissen, weil alle anderen ja noch so viel mehr machen, wozu wir erst recht nicht kommen. Wenn wir möchten, können wir Jahre damit verbringen, Punkt um Punkt dieser Liste abzuarbeiten, nur um immer wieder festzustellen, dass für jede Aufgabe, die wir abhaken können, drei andere nicht erfüllt werden. Sisyphos lässt grüßen. 

Oder wir können uns dafür entscheiden, mal was völlig Neues auszuprobieren. 


Hier sind zwei Ideen: 

1. Überprüfe, wie die einzelnen Punkte auf Deine Liste gekommen sind. 

Jetzt sagst Du vielleicht, ist doch klar, ich will das alles tun, es macht Spaß, es ist wichtig, es bringt mich weiter, es tut mir gut oder ähnliches. 
Aber die entscheidende Frage ist: WILL ICH das wirklich? 
Um das herauszufinden, musst Du für einen Moment deinen Verstand verlassen. Am besten sammelst Du deine Aufmerksamkeit in deinem Herzraum (versuche nicht zu verstehen, was das ist) und dann fragst Du dein ganzes Sein, ob es diese bestimmte Sache wirklich tun möchte. Beantworte diese Frage für jeden Punkt deiner Liste einzeln. 
Du wirst überrascht sein, wie oft Du Widerstand oder gar Abneigung spürst. Wenn das der Fall ist, forsche ein bißchen weiter: wenn DU es eigentlich gar nicht tun willst, wie ist diese Sache dann auf DEINE Liste gekommen? 
  • Du könntest z.B. feststellen, dass andere Menschen sehr begeistert oder überzeugt davon sind und Du dich hast anstecken lassen (meist sind dies Menschen, die dir sehr nahe stehen oder, die du als Authoritätspersonen erlebst). 
  • Oder dir könnte bewusst werden, dass andere Menschen von dir erwarten, dass du eine bestimmte Sache tust. Dein Chef, deine Mutter, dein Partner, deine Kinder zum Beispiel. Sie haben bestimmte Erwartungen an dich und du gibst dir Mühe, sie zu erfüllen (oft sogar unbewusst). 
  • Vielleicht hast du auch den Eindruck, dass manche Sachen einfach dazu gehören, um in der Gesellschaft, im Freundeskreis, unter Arbeitskollegen anerkannt zu sein. 
  • Und eventuell hast du auch gehört, dass bestimmte Dinge gut für dich wären. Wie zum Beispiel, bestimmte Übungen oder ein bestimmtes Training zu machen, bestimmte Lebensmittel auf eine bestimmte Art und Weise zu zu bereiten, bestimmte Bücher zu lesen usw.. 

Und dann gibt es auf deiner Liste auch einige Punkte, die dein Herz höher schlagen lassen. Dinge, die dir beim Gedanken daran ein Lächeln auf’s Gesicht zaubern. Dinge, zu denen dir sofort tausend Ideen durch den Kopf schießen und du es kaum erwarten kannst, los zu legen. Das sind die Dinge, die DIR wirklich wichtig sind. 

Mit dieser Klarheit könnte es an der Zeit sein, ein bißchen auszumisten.

Das hätte ungefähr den Effekt wie Unkraut jäten und Bäume schneiden: alles, was Platz, Nahrung und Licht von den Hauptgewächsen abzieht, wird entfernt und deine Pflanze hat wieder viel mehr Raum, um sich zu entfalten, neu zu knospen, auf zu blühen. 
Verlockend, oder? 

Bevor du loslegst, mach dich darauf gefasst, dabei einigen Ängsten zu begegnen. Dies könnten Befürchtungen sein wie nicht mithalten zu können oder für dumm/faul/undiszipliniert gehalten zu werden, wenn du es nicht auch machst. Oder auch nicht geliebt zu werden, nicht für kompetent gehalten zu werden etc.. 
Wenn so ein Gefühl auftaucht, nimm es einfach nur wahr, atme weiter und lass es da sein. Mehr ist gar nicht nötig. Wenn du es eine zeitlang gespürt hast, wird der Moment kommen, indem du den entsprechenden Punkt trotz der Angst von deiner Liste streichen kannst. Mit jedem Punkt, der wegfällt, wirst du ein Stück authentischer, lebendiger, freier. Herzlichen Glückwunsch. 

2. Handle nur, wenn du einen eindeutigen, eigenen Impuls hast. 

Diese Übung kannst du zu jeder Tageszeit machen, am effektivsten ist sie allerdings morgens. Sie geht ganz einfach: such dir einen bequemen Sessel oder Stuhl und setz dich hin. Und jetzt bleibst du einfach darauf sitzen. Und zwar so lange, bis du einen Impuls verspürst, etwas Konkretes zu tun. Sobald der erste Impuls kommt (und das wird nicht lange dauern), spring nicht sofort auf. Überprüfe diesen Impuls zuerst durch diese beiden Fragen: Ist es MIR wirklich wichtig, das JETZT zu tun? Und: Ist es wirklich MEIN Job, es zu tun? Wenn du beide Fragen mit „ja“ beantwortet hast, steh auf und leg los. Wenn du fertig bist, setz dich zurück auf den Stuhl und warte auf den nächsten Impuls. Das Ergebnis, nachdem du diese Übung einige Zeit gemacht hast, könnte dich überraschen. 

Viel Spaß und viele Erkenntnisse beim Ausprobieren! 
Carolin

1 Kommentar:

  1. Hey, das ist hot stuff. Ich werde JETZT e-Gitarre spielen (obwohl ich es nicht kann und auch keine Zeit dazu habe). Die liegt drüben und mein Sein will das schon lange. JRTZT ist die Zeit dafür. Danke für Deinen Blog!
    Stefanie

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